Vorwort
da ich noch nicht lange an offiziellen Radsportveranstaltungen teilnehme, mich aber trotzdem für so wichtig halte es allen mitzuteilen, habe ich diesen provisorischen Blog in einem versteckten Bereich meiner Firmenwebseite erstellt. Vielleicht komme ich i-wann einmal dazu, einen ausschließlich privaten Blog zu launchen.
Das Event Alpentraum 2014
Der RoadBike ENDURA Alpentraum wurde im Jahr 2014 zum 2ten Mal aufgelegt. Zur Auswahl steht eine Kurz-Strecke für Leute wie mich über 146km und 4400HM mit dem Startort Landeck/Tirol. Die Unersättlichen starten in Sonthofen/Bayern und haben 250km mit ca. 6000HM zu bewältigen. Die Teilnehmerzahl für kurze und lange Distanz liegt im überschaubaren 3-stelligen Bereich.
Mein alter Freund und Kupferstecher «Karpinnen» der mit mir zusammen das Rennen bestreiten will, wohnt seit einigen Jahren in Vorarlberg. Deshalb endet in einem kleinen Ort bei Feldkirch vorerst meine Anreise. Es regnet Bindfäden und auch für die kommenden Tage ist die Vorhersage eher bescheiden.
Heute steht eine letzte kleine Einheit auf dem Programm - im Regen. Wir rollen am Rhein entlang und machen 2 Abstecher mit wenigen hundert Höhenmetern in die Berge. Karpinnen wohnt, arbeitet und trainiert hier tagtäglich. Ein Vorzug, der sich hier bereits im Vergleich unserer Berg-Leistung im GA-Bereich andeutet. Nach gut 60 km und einem ausgiebigen Frühstück im Anschluss merke ich, wie sich meine Erkältungssymptome von gestern verstärkt zurück melden - grmpf. Aber wir haben heute noch mehr vor. Denn schließlich handelt es sich morgen um eine One-Way-Route, die wir zu absolvieren haben. Darum haben wir vor einigen Monaten im Zielort Sulden bereits ein Hotelzimmer gebucht. Den kostenpflichtigen Rücktransport durch den Veranstalter von Mensch und Material nehmen wir nicht in Anspruch. Stattdessen werden wir ein Auto am Hotel postieren.
Auf der Fahrt nach Sulden erhalte ich erste Eindrücke davon, welche Aufgaben uns morgen erwarten - Schluck. Trotzdem überwiegt die Vorfreude. Zumal das Wetter deutlich besser wird, je weiter wir nach Süden kommen.
08:30 Uhr: Abfahrt zum Startort Landeck. Bin gestern gegen 20:00 Uhr ins Bett gegangen und überraschender Weise sofort eingeschlafen. Mein Kopf sitzt zwar ziemlich zu, aber ich habe kein Fieber und Rhino-Pront soll/wird es richten. Ankunft in Landeck um 09:00 Uhr - der Nieselregen hört auf. Noch ca. 1,5h bis zum Start. Unsere Strategie ist einfach. Wir werden versuchen, auf den ersten beiden Pässen nicht zuviel Zeit zu verlieren um den Reschen und die anschließende Flach-Passage in einer Gruppe fahren zu können. Später ist es wichtig, eine Richtzeit einzuhalten, um über den Stelvio fahren zu dürfen und nicht aus der Wertung heraus zu fallen. 10:20 Uhr - Start: 4km coupiertes Gelände bis zum Einstieg zur Piller Höhe. Mein erster Eindruck ist ernüchternd. Um einigermaßen mitzuhalten fahre den ersten Pass fast komplett im roten Bereich. Die Gedanken, die einem dann durch den Kopf gehen, kann sich jeder ausmalen. An der ersten Labe mache ich einen sehr kurzen, desillusionierten Stop, und stürze mich kurz darauf in die Abfahrt. Wir befinden uns vermutlich im hinteren Drittel. Ich denke darüber nach, wieviel von meinem Vorsatz bleibt - ... das Rennen und die Landschaft genießen. Der heftige Sturz eines Fahrers, der nun im Strassengraben versorgt wird, holt mich zurück in die Realität und lässt mich konzentriert weiter fahren.
Achtung an alle Interessierten: der nächste Berg, die Norbertshöhe wird gern übersehen und geht beim Blick ins Roadbook leicht vor dem «leichten» Reschen unter. Aber, der knallt und hat einige fiese Rampen. Also kommt erst danach die Nummer mit dem «Rollen» in der Gruppe. Der Reschen haut einen wirklich nicht aus den Socken. Man fährt ihn halt. Dann kommen für mich die ersten guten Momente (gerade zur rechten Zeit). Aus dem bewölkten Wetter wird Sonnenschein und wir finden eine gute Gruppe in der wir bei Föhn (=Rückenwind) mit 45 bis 50 km/h die nächsten 14 km machen. Hammer! Schwierig wird es dann, als wir vom Hochplateau bergab fahren und in Serpentinien die Windrichtiung kreuzen müssen. Die Kollegen mit den Aero-Rädern rutschen dabei ein ums andere Mal in den Gegenverkehr. Zumindest hier bleibt das aber zum Glück ohne Folgen. Blöd ist die nächsten Labe angelegt. Offenbar ist die Passage durch den Ort nicht erlaubt, so dass wir über eine kleine Straße umgeleitet werden. Die ca. 300m mit über 20% bergan sind übel. Ich laufe wie fast alle, um mich nicht «blau» zu fahren.
Die Fahrt geht weiter in den Einstieg des Umbrail. 33 Kehren mit durchschnittlich 9,5%. Sehr gleichmäßig zu fahren, aber lang. Ich bin nun im Rythmus und habe ein Gefühl für die richtige Pace entwickelt. Zusammen mit meinem Kollegen fahre ich hier. Er hat mir an den vorherigen Bergen im Anstieg immer einige Minuten abgenommen. Meine sehr kurz gehaltenen Pausen an der Labe und seine schwache Blase haben aber dafür gesorgt, dass wir die gesamte Distanz gemeinsam zurücklegten. Auf 2500m erfolgt die Verpflegung für die nächsten 300HM auf den Stelvio und die anschließende Abfahrt. Hier ist es um ca. 17:15 Uhr A...kalt. 2°C zeigt das Thermometer.
Das Zwiebelprinzip meiner Kleidung macht sich hier verdient - denn die anschließende Abfahrt über 18km auf der Südseite des Stelvio die komplett im Schatten liegt, ist nicht wirklich entspannend - 48 Kehren in kurzer Folge bei schlechtem Straßenbelag.
Quasi direkt als Gegen-Anstieg zur Stelvio-Abfahrt präsentiert sich der Schlussanstieg nach Sulden in Südtirol. Ein Witz - wenn mann die 6 Passagen mit >13% einmal außer Acht lässt und die Tatsache, dass es wieder bergauf geht. Im Ernst: man fragt sich, wer den dahin gestellt hat; ist sich aber im Klaren, dass man Notfalls zu Fuß hinauf geht um irgendwie anzukommen. Dies ist während der gesamten Distanz der erste Berg, an dem ich nennenswert viele Fahrer überhole. Die Ziel-Einfahrt in Sulden mit dem Sonnenuntergang ist unvergesslich, verging aber wie im Zeitraffer. Karpinnen, der 30s vor mir ins Ziel kam und nun zum 2ten Mal finishte, ist ebenso glücklich wie ich über das Erreichte. Relativ kurz danach rollen wir ins Hotel und - jetzt kommt's - sprechen schon über unsere Planung für den Alpentraum 2015.
Der Alpentraum ist ein Hammer. Die Kurzdistanz ist eine Strecke, mit der ich die Klingen gern im nächsten Jahr erneut kreuzen möchte. Die Langdistanz kann ich nicht mal denken (noch nicht?). Die Orga ist gut, die Atmosphäre fast familiär. Meine Vorbereitung auf dieses Event werde ich verbessern. Ich sehe noch Potential in meinem Körpergewicht und in der Art der Vorbereitung. In Anbetracht meines halbwegs seriösen Trainings bin ich jedoch mit dem Ergebnis (Finisher mit vernachlässigbarer Zeit «09:28h») sehr zufrieden und freue mich bereits auf die Vorbereitung zur nächsten Saison.